Der europäische Green Deal gewinnt an Fahrt

Der europäische Green Deal gewinnt an Fahrt. In der vergangenen Woche hat die EU-Kommission ihre Vision für 2030 und für 2050 konkretisiert und veröffentlicht. Zudem wird jetzt erläutert, wie das Ziel einer emissionsfreien Wirtschaft erreicht werden soll.

Die US-Investment-Bank Goldman Sachs hat in einer neuen Studie mehrere Profiteure und Branchen identifiziert. Die Amerikaner rechnen damit, dass die Unternehmen der Branche den Gewinn pro Aktie (EPS) in den Jahren 2020 bis 2030 jährlich um rund 9 % steigern dürften. Das sollte auch zu deutlich höheren Bewertungen führen.

Wie die FAZ in ihrer Ausgabe vom 09.07. berichtete, legen auch die wohlhabenden Family Offices und Großinvestoren immer mehr Wert auf nachhaltige und Sinn stiftende Anlagen. Über 40 % der Anleger mit einem Vermögen größer 30 Millionen US-Dollar wollen nach eine Cap Gemini Umfrage ESG-konformen Anlagen in diesem Jahr den Vorzug geben.

Der Europäische Green Deal definiert die Ziele bis 2030 und 2050

Der Europäische Green Deal wurde erstmals am 11.12.2019 von Ursula von der Leyen der EU Kommission vorgestellt. Das maßgebliche Ziel ist es dabei, bis 2030 50-55 % der Emissionen einzusparen. Bis 2050 soll Europa als erster Kontinent komplett emissionsfrei sein (Quelle).

Zur Erreichung der Klimaziele setzt die EU neben dem Ausbau der Solar- und Windenergie seit neuestem auf die Erzeugung von grünem Wasserstoff.

Dazu wurde vor wenigen Tagen die Wasserstoffstrategie vorgestellt. Diese Strategie soll das Einhalten der im EU Green Deal formulierten Klimaziele als Kernpunkt unterstützen. Gleichzeitig ist diese Strategie ein wichtiger Baustein, um die Entkarbonisierung voranzutreiben.

Durch die Wasserstoffstrategie gewinnt der europäische Green Deal an Fahrt

Mit der Wasserstoffstrategie wurde ein Plan entwickelt, wie Wasserstoff Teil des europäischen Energiesystems wird. Dieser Plan besteht im Wesentlichen aus drei Stufen.

  • Bis 2024 möchte die EU Elektrolyseure für grünen Wasserstoff mit einer Leistung von mindestens 6 GW installieren. Außerdem soll die Erzeugung von 1 Mio. Tonnen grünen Wasserstoff finanziert werden. Die bereits existierende Wasserstoffproduktion auf Erdgasbasis soll in den kommenden Jahren möglichst CO2-frei werden. Dazu sollen die bestehenden Anlagen aufgerüstet werden. Künftig soll das frei werdende CO2 abgespalten und gespeichert werden (Carbon Capture and Storage) – auch kurz CCS genannt.
  • Im Zeitraum 2025 bis 2030 ist der Ausbau der Leistung der Elektrolyseure auf mindestens 40 GW geplant. Dabei sollen sog. Hydrogen Valleys entstehen, die lokale Schwerpunkte der Wasserstoff Produktion bilden sollen. Wasserstoff soll in dieser Phase vollends in das europäische Energiesystem integriert sein. Die Erzeugung von grünem Wasserstoff soll laut EU-Plan bei mindestens 10 Mio. Tonnen liegen.
  • Ab 2030 soll Wasserstoff dann in allen Sektoren eingesetzt werden. Für die Produktion von Wasserstoff soll langfristig auf erneuerbare Energien gesetzt werden. Zudem begünstigt die EU-Wasserstoffstrategie auch Unternehmen, die nicht direkt mit Wasserstoff zu tun haben. Diese Unternehmen wirken anders auf die Entwicklung zur Klimaneutralität hin.

Die EU plant bis 2030 Investitionen in den Aufbau des Wasserstoffsystems in Höhe von 430 Mrd. Euro.

Außerdem wird die EU bis 2030 Subventionen in Höhe von 145 Mrd. Euro vergeben. Der Großteil dieser Gelder wird in die Produktion von Wasserstoff fließen. Der Wasserstoffmarkt soll bis 2030 eine Größe von 140 Mrd. Euro erreichen. Europa hat das Ziel, mit der Wasserstoffstrategie Weltmarktführer zu werden. Zusätzlich sollen 140.000 Arbeitsplätze entstehen.

Die Förderung der Erneuerbaren Energien sowie der Netzinfrastruktur sind weitere Kernthemen des Green Deal sowie die Modernisierung des Immobilienbestands der EU Länder.

Neben der Wasserstoffstrategie sind weitere Investitionen in die erneuerbaren Energien und als Herzstück die Netz-Infrastruktur vorgesehen. Die EU rechnet mit Investitionen in Höhe von mindestens 1 Billion Euro in die klimaneutrale Kreislaufwirtschaft innerhalb der nächsten zehn Jahre.

Auch der Immobilienbestand und dessen Modernisierung ist ein wichtiges Thema. Auf Gebäude entfallen 40 % des Energieverbrauchs. Die jährliche Renovierungsquote des Gebäudebestands in den Mitgliedstaaten liegt derzeit bei zwischen 0,4 und 1,2 %. Diese Quote muss sich mindestens verdoppeln, damit die Energieeffizienz- und Klimaziele der EU erreicht werden.

Enormer Investitionsbedarf sorgt für starken wirtschaftlichen Schub

Laut der Goldman Sachs Studie werden die Kosten des europäischen Green Deal bei mindestens 7 Billionen Euro liegen!

Vor zwei Jahren hat die EU von den Staaten verlangt, dass nationale Klimapläne erstellt werden. Laut der EU Kommission stimmen etwa die Hälfte der Staaten mit den Plänen überein. Die andere Hälfte verfolgt bereits die Ziele des EU Green Deals, welche noch ambitionierter sind und höhere Investitionen in das Stromnetz und den Aufbau von erneuerbaren Energien erfordern.

Das Einhalten der Ziele des EU Green Deal und die kürzlich beschlossene europäische Wasserstoffstrategie sollten die Investitionen in die Forschung & Entwicklung und den Ausbau von grüner Technologie deutlich erhöhen. Zudem wird daran gearbeitet, wirtschaftliche Anreize für die Investitionen in grüne Energie zu schaffen. Laut eines Handelsblatt Artikels wird bereits über weitere CO2-Preissignale und eine Ausweitung des Emissionshandels diskutiert.

Die Klimaziele des European Green Deal wurden in den vergangenen Monaten in der Europapolitik intensiv diskutiert. Mit der Wasserstoffstrategie hat die EU nun noch einmal nachgelegt und lässt keine Zweifel daran, dass sie keine Kosten scheut, um bis 2050 emissionsfrei zu werden.

Quellen und weitere Lektüre

Lesen Sie sich unbedingt einmal die unten verlinkten Seiten der EU zum Green Deal durch. Sie werden feststellen, dass auch für Anleger und Investoren in diesem Sektor eine überaus aussichtsreiche Zukunft liegt. Durch den neu vorgestellten Baustein der Wasserstoffstrategie gewinnt der Green Deal weiter an Fahrt.

Lesenswert zu diesem Thema ist auch das Buch von Jeremy Rifkin „Der globale Green New Deal„.

Als Investoren in nachhaltige, ESG-konforme Investmentfonds können Sie von diesen Entwicklungen profitieren. Die aus unserer Sicht besten Fonds und ETFs finden Sie in unserem Investment Shop.

Bildquelle:  Tamara – stock.adobe.com

Quelle: Seite der Europäischen Komission zum Green Deal

Video der Europäischen Komission zum Green Deal (in Englisch – einstellbar mit Deutschen Untertiteln)

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